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Einfamilienhaus in der Kernzone von Kilchberg

Geschichte des Ortes

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Auszug aus dem Gutachten über die Schutzwürdigkeit vom Juni 2013:

Kilchberg (das bis 1903 den Namen Bendlikon trug) war bis anfangs des 20. Jh. kein zusammenhängendes Dorf, sondern eine Gemeinde, die sich aus verschiedenen Siedlungsgruppen zusammensetzte. Die grösste Siedlung war Bendlikon, die als geschlossenes, rein landwirtschaftlich geprägtes Dörfchen erschien. Der Bahnanschluss 1875 führte zu einem grundlegenden Wandel der Sozial- und Wirtschaftsstruktur der Gemeinde, Kilchberg ist städtebaulich seit der Wende vom 19. zum 20. Jh. als gutbürgerliches Aussenquartier von Zürich zu verstehen. Damit veränderte sich das Siedlungsbild auch von Bendlikon grundsätzlich. In Bahnhofsnähe gelegen wuchs es schnell über die alten Grenzen hinaus und mit den anderen Siedlungskernen der Gemeinde zusammen. Damit entstand eine schliesslich flächendeckende Überbauung, die im Norden übergangslos an den Stadtteil Wollishofen, im Süden an die Gemeinde Rüschlikon anschliesst.

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Geschichte des Hauses

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Auszug aus dem Gutachten über die Schutzwürdigkeit vom Juni 2013:

Die Hauslandschaft von Kilchberg präsentiert sich entsprechend heterogen. Nebst den Resten der bäuerlichen Kernsiedlungen verteilen sich klassizistisch geprägte Bauten des 19. Jh. und alle Stilrichtungen des 20. Jh. teils in Gruppen, teils beliebig verstreut über das ganze Siedlungsgebiet. Das Haus Studerweg 4 kann in diesem Sinne nicht als Vertreter des „alten Bendlikon“ gelten. Zu seiner heutigen Form fand es erst zwischen 1861 und 1908, es ist also nicht Teil der historischen, auf alte Bauernhäuser zurückgehenden Baugruppe, die sich nur noch auf der Nordseite der Dorfstrasse und an der Weinbergstrasse erhalten hat, sondern es gehört in die Reihe bürgerlicher und kleinbürgerlicher Wohnhäuser des späten Klassizismus, die sich über das ganze Gemeindegebiet verteilen. Die Ensemblewirkung ist damit nur bedingt gegeben, zumal das Haus isoliert auf einer Art Insel steht (Inventar), die durch die Strassenläufe und die Bahnlinie eng umfasst und aus der Umgebung gleichsam ausgeschnitten wird. Diese Situation ist zwar reizvoll, für das Siedlungsbild aber nicht in hohem Mass prägend.

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Umgebung

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Gemeinde Kilchberg direkt am Zürichsee gelegen, der sich mit seiner ausgedehnten Wasserfläche und Weitsicht bis in die Berge ausbreitet. Die Landschaft geprägt durch das stark anfallende Terrain ermöglicht immer verschiedene und spannende Ausblicke. Die geschützte, eher intime und stark durch Bäume und Grünflächen geprägte Umgebungsgestaltung des Grundstückes ergänzt das Konzept eines dörflichen Charakters an dieser Stelle.

Eine Tiefgarage soll unter dem jetzigen Garten entstehen. Die Einfahrt über die Bungertstrasse sowie die Tiefgarage selbst bleiben im Hang integriert. Das gewachsene Terrain wird kaum geändert. Das Projekt fügt sich harmonisch in die Umgebung ein. Oberirdisch sind Besucherparkplätze vorgesehen. Der Zugang zum Haus bleibt im Westen und wird im neuen Projekt tiefergelegt. So tritt das Sockelgeschoss als Vollgeschoss in Erscheinung. Die Frühere Nutzung als Werkstatt ist nicht mehr von Bedeutung und nun wird es als ein gleichwertiges Teil des Baukörpers gelesen. Ausgangslage zum Entwurf Das bestehende Haus in Studerweg 4 steht unter Profilerhaltung. Lage, Grundriss, kubische Gestaltung, Dachform und Firstrichtung dürfen bei einem Umbau oder Ersatzneubau nicht geändert werden. Die nähere Umgebung ist sehr heterogen überbaut. Im Norden und Nordosten, d.h. am unteren Teil der Bahnhofstrasse und am oberen Teil der Dorfstrasse, hat sich eine kleine Baugruppe der historischen Bebauung von Bendlikon erhalten. Ein weiteres Ensemble historischer Bauten befindet sich im Osten (am Studerweg und an der Weinbergstrasse) - diese Bauten sind aber durch die Bahnlinie und die begleitenden Lärmschutzwände sowohl strukturell als auch optisch vom unteren Dorfteil abgetrennt. Eine stark prägende Trennung bildet der Neubauriegel am Studerweg 3, der die dahinterliegenden Wohnbauten versteckt. Das Haus in Studerweg 4, ein früher einfacher, zweigeschossiger Satteldachbau über rechteckigem Grundriss, wurde mehrmals über die Jahre umgebaut bis es seine jetzige markante Kubatur erhielt. Man erkennt eindeutig einmal den Anbau im Norden als angedockten Baukörper. Die Dachaufstockung vom Anbau zusammen mit dem Öffnen des Daches durch die Dachgauben verändern komplett die ursprüngliche Form des Hauses, die kaum wieder zu erkennen ist. Das Dach als Satteldach ist nur von zwei Seiten ersichtlich. Dieser Eindruck kommt durch die Aufstockung, als die Giebelform seitlich als Vordach beibehalten wurde. Ansonsten erscheint das Haus als dreistöckiger Flachbau vom Süden aus betrachtet.

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Das Haus

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Beim Entwurf für den Ersatzneubau spielen alle diese Faktoren eine grosse Rolle für die gesamte Erscheinung des Gebäudes. Die Ostfassade wird mit etwa grösseren Fensteröffnungen zum See hin geöffnet. Die Westfassade, die zum Bahngleis hin orientiert ist, bleibt eher geschlossen und zurückhaltend. Dort wird der Eingang vom Haus beibehalten. Das bisherige Sockelgeschoss wird nun wie Vollgeschoss behandelt und enthält dementsprechend seinen architektonischen Ausdruck. Das Obergeschoss wird durch eine Terrasse ergänzt, die einen bestehenden Anbau im Grundriss nachbildet. Das Dachgeschoss wird anders als der Rest behandelt, indem es grundsätzlich grossformatigeren Fenstern aufweist. Dieser Eingriff verdeutlicht, dass das Dach in seiner jetzigen Form erst durch die zahlreichen Umbauten entstanden ist und nicht die ursprüngliche Form und Ausdruck des Hauses entspricht. Klare und kompakte Züge definieren das neue Haus mit alter Form in der Kernzone von Kilchberg sowohl aussen wie in der inneren Organisation. Durch die herausragenden Fenstergewände und die homogenen Fensteröffnungen wird das Gebäude auf die Massstäblichkeit der umliegenden Bauten heruntergebrochen. Die Fassaden sind rhythmisch gegliedert. Mit einfachen Mitteln entsteht der architektonische Ausdruck einer geschichteten Tektonik: Ein Zusammenspiel zwischen Fenstern und geschlossene Fassadenflächen betonen die einzigartige Struktur des Baukörpers. Auch die Auskragende Terrasse und Dachterrasse weisen auf das Thema der Schichtung hin: Sie durchbrechen die Strenge des Kubus’ und verleihen der Fassade eine unterstützende plastische Tiefe. Das Haus wird als ein zusammenhängender Baukörper in Erscheinung treten. Frühere Elemente wie Anbauten und Aufstockungen sollen verschmelzen und als Gesamtbaukörper agieren.

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Die Details

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Der neue Bau greift auf gewisse architektonische Details zurück, die die umliegenden Bauten sehr stark prägen. Das Neu Interpretieren dieser teilweise traditionelle Elemente verleiht dem Bau die charakteristische für die Umgebung Erscheinung und lässt ihn dazugehören. Durch den Zusammenspiel zwischen historische Details wie Fenstergewände oder Dachabschlüsse und moderne Elemente wie zum Beispiel die grössere Fensteröffnungen oder die auskragende Terrasse wird das Haus zum entscheidenden Bindeglied zwischen den alten Bendlikon im Norden und dem neueren Wohnquartier im Süden vom Grundstück. Es entsteht eine Verbindung zwischen Moderne und Tradition.

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